Projekt Beschreibung

Die Fulda

Von der Wiege der Segelfliegerei zur Werra, an deren Einmündung Fulda und Werra die Weser bilden, fließt der größte Fluss Hessens. Nur wenig erfährt man über die Fahrbarkeit des Oberlaufs und von wo an die Fulda paddelbar ist. Revierberichte und Informationen des Hessen-Tourismus, stellen den Fluss erst in seinem Mittellauf als Kanurevier vor. Grund genug für Yvonne Ziermann und Detlef Stöcker dahin zu gehen, wo die Fulda noch jung und unbekannt ist.

Fulda – Stadt – Land – Fluss

Woher der Name Fulda stammt, ist ungeklärt. Urkundlich sind folgende Namen bekannt,  aus dem Jahr 750 Uulta und Uulthaha, bereits im Jahr 751 taucht erstmals Fulda in Chroniken auf um schon 752 wieder als Uuldaha und 769 als Fulde benannt zu werden. Im 16. Jahrhundert waren Fuld, Fult und Fuldt als Namen gebräuchlich. Als wahrscheinlich gilt, dass es aus dem Altsächsischen stammt. Folda bedeutet „Erde, Boden“ und Aha „Wasser“ was dann in etwa Foldaha klingt und wie heute noch im Skandinavischen Raum das „O“ als „U“ gesprochen wird, was in Norwegen schon bei Namensnennung der Automarke „Opel“ fremd klingt. Möglicherweise ist der Name sogar noch älter und rührt von der keltischen Besiedlung der Region um Fulda und der Rhön in der Latenezeit, „Polota“ für Wasser, von dem sich unser Wort „Pfütze“ herleitet käme also auch als Namensursprung in Frage. Die noch heute aktiven Salzbergbaue von K +S an der Fliede kurz vor der Einmündung in die Fulda unterhalb Eichenzell, lassen auf eine schiffbare „Wasser-Altstraße“ schließen, die den Salzherren der Latenezeit Reichtum und Macht bescherte, aber auch Begehrlichkeiten der Nachbarn weckte, die diese nicht unbedingt mit friedlichen Mitteln zu erfüllen suchten – und wieder entdecken wir einen Fluss, der vermutlich seit Jahrtausenden zum Warentransport diente, wenn er auch heute so unscheinbar sein Flusstal durchzieht. Ob an der Fulda bereits in vorgeschichtlicher Zeit Salz abgebaut wurde ist noch nicht abschließend erforscht, doch legen die reichen bronze- und früheisenzeitlichen Funde, in der Region, die Annahme nahe. Fulda der Fluss, Fuldaer Senke und Fulda die Stadt, wie keine andere Region steht Fulda für das bekannte Kinderratespiel „Stadt – Land – Fluss“, Fulda ist alles.

Die Fulda der Fluss

Die Fulda durchzieht in ihrem Flusslauf das von ihr ausgewaschenen Fuldatal, in dem sie sich hauptsächlich durch Buntsandstein aus dem Keuper, der obersten Gesteinsschicht, aus dem germanischen Trias kämpft. Zu beiden Ufern ragen meist ausgedehnte Laubwälder und teils hohe Berge auf, aber auch ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen und ursprüngliche Bauerndörfer mit malerischen Fachwerkhäusern und nicht zuletzt die Barockstadt Fulda prägen ihr Weichbild.  Erst im weitläufigen Kasseler Talkessel, treten die Berge zurück und lassen der Fulda mehr Raum. In Ihrem Oberlauf mit teils starkem Gefälle beträgt die Talbreite teils nur wenige Meter, das sie durch Mäander mehr und mehr aufweitet. Bei Eichenzell und Fulda weitet sich das Tal , um sich danach wieder zwischen den Berghängen durchzuzwängen. Dort wollen wir hin, nach Fulda-Kämmerzell, wo wir einen Kanuverleiher ausfindig machten, der uns mit unserem Armerlite Brooks 16 einbooten lässt. Im Zuge der Vorrecherche fanden wir den Kanuclub Fulda und den Kanutouren-Anbieter „Kanutours Fulda“, von Harald Hoßfeld, der uns bereitwillig mit Infos zur Verfügung steht.

Winterliche Anfahrt

Wer sagt, dass man nur bei Sonnenschein und im Sommer paddeln kann? Bei dichtem Schneetreiben und schneebedeckten Straßen starten wir früh morgens, am Samstag vor dem ersten Advent in Blankenstein, um auf der 260 Kilometer entfernten Fulda zu paddeln. Erst auf der Autobahn A9, sind die Verkehrsbedingungen fahrtauglich, während der Winterdienst neben der Autobahn noch im Tiefschlaf zu schlummern scheint. Ab Schweinfurt zeigt sich erstmals eine müde, verschlafene Wintersonne, die durch die Wolkendecke blinzelt. Im 500 – 130 Meter tiefer liegenden Fuldatal ist kein Schnee zu sehen und zwischen den immer lockereren Wolken, scheint die Sonne tief am Horizont über den Berghängen nochmal ihr warmes herbstliches Farbenspiel. Es war eine gute Entscheidung heute an die Fulda zu fahren. Harald Hoßfeld erwähnt, dass wir durch die teils starken Regenfälle der Vorwoche auch einen guten Wasserstand haben und bestätigt uns in unserem Plan, bis nach Schlitz zu paddeln, das wäre eine erfreuliche 2 – 3 Stunden Tour, genau das richtig für die kurze Tageszeit, einen Tag vor dem ersten Advent. Seine Kanustation liegt aber schon im tiefsten Winterschlaf, bei kühlem Wetter trauen sich Pauschaltouren-Paddler nicht aufs Wasser, die mögen es lieber warm.

Auf alter nasser Salzstraße

Kaum eingebootet nehmen wir Fühlung mit der Fulda auf, sie greift sich gut. Wenn ich für Fotos, von Detlef am Ufer angelandet werde, stellen wir das wasserdichte Packfass in den Bug nicht schön aber hilfreich, denn der Prospector-Type Kanadier, liegt dann länger im Wasser, zumal sich darin noch die schwere Gusseisen-Cookware befindet, um die Tour am Feuertopf zünftig ausklingen zu lassen. Unser Freund, der Biber hat sich auch die Fulda zurückerobert. Harald Hoßfeld erzählt uns, dass die These verbreitet wird, er wäre von der Kinzig, über die Wasserscheide zum Main in die Fulda gewandert, 20 Kilometer über Land und ohne Navi oder Straßenkarte. Harald ist der Meinung, dass der Biber eher von der Weser und Werra wieder in sein angestammtes Refugium, indem er 300 Jahre als ausgestorben galt gezogen wäre, was ja dem Wasserlauf folgend, die offensichtlich logischere Variante wäre.

Nun, egal wie der Biber hierher zurückfand, es ist schön ihn um uns zu wissen und seine Spuren am Ufer zu erkennen. Uns zeigt sich der scheue „Meister Bockert Castor“ nicht, aber immerhin schwimmen uns zwei kleinere Bisam über den Weg, oder vielmehr im Schutz des hohen und unterwaschenen Ufers. Nach passieren der Pegelstation gleich unterhalb von Kämmerzell, holt die Fulda erst mal ordentlich aus, geradeso, als würde sie der sichelförmige Bergrücken voraus reizen ihn abzutragen. Dicht bestanden mit spätherbstlich kahlen Buchen, der vom Laub rote Waldboden leuchtet zu uns aufs Wasser. Immer wieder ragen alte, bemooste Bäume weit über den Flusslauf und zwingen zum Unterfahren oder Ausweichen, eine gute Bootführung einfordernd. Sie erinnern an überdimensionale Bonsai und legen dar, dass die Natur in der Lage ist, die imposantesten Gebilde selbst zu erschaffen, ganz ohne menschliches Zutun. Nach einem kurzen frei fließenden Wiesenabschnitt unterqueren wir einen Holzsteg, die „Bonifatiusbrücke“, was uns gemahnt, noch „im Katholischen“ zu sein. Schon der nächste Ort liegt im protestantischen Vogelsbergkreis. Es zieht eine jahrhundertealte Religionsgrenze, mitten durchs idyllische Fuldatal, wieviele im Streit um den „wahren Glauben und den einzig wahren Gott“, an der Fulda ihr Leben ließen ist nicht bekannt, gut nur,dass heute keiner mehr nach Konfession fragt.

Gleich hinter der Bonifatiusbrücke durchpaddeln wir einen spritzigen Schwall, der etwa eine 45° Rechtskurve beschreibt. Kurz darauf zwingt ihr schon der nächste Bergrücken die Richtungsänderung nach links auf. Die Fulda ist gut lesbar, der Stromverlauf einfach zu erkennen und einige kleine Sohlschwellen oder rückgebaute Wiesenwehre geben der Fahrt immer wieder eine leicht spritzige aber ungefährliche Einlage. Ein 16er Prospector-Type Kanadier ist das ideale Boot für die Fulda, wendig und mit ausreichend Zuladung um auch für ein herbstlich- winterliches Biwak-Abenteuer gerüstet zu sein.

Durchs wilde Auenland

Tiefe Prallhänge säumen die Außenkurven und immer wieder überwuchern alte knorrige Bäume die Fulda. Großflächig bemooste Äste ragen beinahe waagrecht von beiden Ufern zur Flußmitte und bilden eine flachen Tunnel, der nun im Herbs befreit von Laub und Licht ist. Im Sommer paddelt man hier wirklich durch eine grünen Tunnel. Eisvögel stürzen von den Ästen und zischen pfeilschnell dicht über dem Wasserspiegel dahin um einige Meter weiter wieder auf einem Ast oder Zweig zu landen. Sie beargwöhnen die spätherbstliche Störung. Eisvögel sind zwingend auf offenes Wasser angewiesen, sie fischen das ganze Jahr hindurch. Eine geschlossene Eisdecke über mehrere Wochen wirkt sich verheerend auf die Population aus. Das wilde Auenland der Fulda, bietet mit ausreichendem Stromzug ideale Lebensbedingungen für die scheuen, fliegenden Juwelen unserer heimischen Gewässer, vermutlich können wir deshalb so viele davon sehen. Schließlich entdecken wir rechtsufrig eine mächtige Erle, an der sich der scheue Biber offensichtlich erst vor Kurzem zu schaffen gemacht hat. Hackschnitzelgroße Holzspäne zeugen in frischer Farbe von den Aktivitäten der letzten Nacht. Einige am Boden entlang wachsende Äste, hat der Biber schon leidlich entrindet und abgeweidet.

Am Lüdermünder Wehr halten wir uns rechts und paddeln auf den Mühlgraben, unterqueren balkd darauf die Straßenbrücke und umtragen das Wehr an der Mühle linkerhand. Auf flottem Strom zieht es uns bald darauf wieder in den Hauptarm der Fulda, kurz bevor die einmündende Üde der Fulda eine rechtwinklige Kehre aufzwingt. Nicht lange, dann wartet schon die nächste Umtrage in Hemmen auf uns. Oberhalb des Wehres am Ende, rechts vor dem Steg anlegen und rechts in den Mühlgraben umtragen, weiter gehts.

0km
Strecke
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Dauer
0x
Umtragen

Kultiviert und begradigt?

Noch ein kurzes Stück gibt sich die Fulda ungebärdig und verwildert, mäandert, über das Wasser ragende Bäume und Kiesbänke. Mit dem erreichen der offenen Wiesenlandschaft ist es damit aber vorbei, weitestgehend gerade zieht der Fluss durch das breitere Tal, schräg hin zur flussbegleitenden Straße um schließlich ein Stück weit parallel zu fließen. Noch einmal entfernt sich der Fluss von der Straße, so als wolle er nochmal ausreissen vor den Zwängen der Menschen aber schon nach der nächsten Linkskurve ist die Straßenbrücke von Hartershausen, in der früh aufziehenden Dämmerung zu erkennen, hinter der wir am rechten Ufer aussteigen. Wir laden auf und bereiten unsere Rückfahrt vor, allerdings nicht ohne anständig gegessen zu haben. So kommt es, dass wir an einer Wanderschutzhütte in der Rhön, noch im Feuertopf kochen und den Tag entspannt mit zünftiger Ente ausklingen lassen, bevor wir satt und zufrieden die lange Heimfahrt antreten.

Brauereigasthof

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